„Du bist eine Gründlerin“, sagte einmal eine Freundin zu mir. Sie beschrieb damit meine Neigung, Themen, die mich beschäftigen, auf den Grund zu gehen.
Am besten glingt mir das, wenn ich zu diesen Themen Romane schreibe.
Wichtig dabei ist immer: Einen Prise Humor und die Freude beim Schreiben!
Geschichten
Ich liebe Geschichten! Und das in jeder Form, als Buch, Film, Hörbuch, Theater. Ich glaube, das war schon immer so.
Als kleines Mädchen schlich ich mich aus dem Bett und sah heimlich durch einen Türspalt, was sich meine Eltern im Fernseher ansahen. Ich weiß noch, wie ich frierend dastand, völlig vergaß ein wachsames Auge auf meine Eltern zu haben, und fasziniert den ersten Winnetou-Film verfolgte. Mein Vater hat mich erwischt und mit strengen Worten zurück ins Bett geschickt. Ich musste jahrelang warten, bis ich das Ende der Geschichte erfuhr.
Auch während meiner Jugendzeit las ich viel heimlich, wenn ich eigentlich Hausaufgaben machen sollte (was sich auf meine Schulnoten auswirkte), während ich unseren Dackel spazieren führte (ich musste oft hinter dem Dackel herrennen, um ihn wieder einzufangen) oder klassisch nachts mit der Taschenlampe unter der Bettdecke.
& Schreiben
Es hat eine ganze Zeit gedauert, bis ich meinem Drang nachgab, eigene Geschichten zu schreiben. Ich hatte als Dipl Sozialpädagogin und bei einem Rechtsanwalt gearbeitet, hatte Käse und Kleider verkauft und als ich mit Mann und zwei kleinen Kindern auf dem Land wohnte, passierte es. Mir fiel in der friedlichen Idylle die Decke auf den Kopf. Als Gegenmaßnahme beschloss ich, dem Thema „Schreiben“ auf den Grund zu gehen. Der Masterstudiengang Biografisches- und Kreatives –Schreiben an der ASH-Berlin gab mir dazu ausreichend Gelegenheit. Mit Mitte vierzig begann ich meinen ersten Roman zu schreiben, Schreibwerkstätten zu leiten und Autor*innen zu coachen.
Meine Begeisterung für das Schreiben kommt in „Das Schreiblustbuch“ zum Ausdruck, das ich mit meiner Kollegin Sabine Rädisch veröffentlicht habe.
Oder: Wie es zur Serie "Louisenstraße 13" kam.
Als meine Eltern ihren Haushalt verkleinerten, boten sie mir ein Buffet aus den 1920er Jahren an. Zuerst dachte ich, es sei zu groß für unsere Wohnung. Doch dann erzählte meine Mutter die Geschichte dahinter:
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs mussten meine Großmutter und meine Mutter über Nacht ihre Wohnung verlassen, weil amerikanische Soldaten einziehen sollten. Zu der Zeit arbeitete eine russische Haushälterin für meine Omi. Sie hieß Olga. Ihren Nachnamen weiß ich leider nicht. „Ich bin Russin“, sagte Olga zu meiner Omi. „Damit bin ich Alliierte und die Amerikaner können mich nicht aus der Wohnung werfen.“ Dann versprach sie auf Omis Einrichtung und Wertgegenstände aufzupassen. Genau so ist es auch gekommen. Omit verließ mit meiner Mutter und einem Koffer die Wohnung. Ihr wurde Unterkunft und Arbeit auf einem Bauernhof bei Murnau zugewiesen. Olga blieb in der Wohnung – und hielt Wort. Nur wegen dieser russischen Haushälterin besitzt meine Familie noch heute einige besondere Möbel und Kunstgegenstände.
Ich fragte mich:
Wenn das Buffet verkauft würde, wer würde dann noch von Olga erzählen? Heute steht es in meiner Wohnung, und jedes Mal, wenn jemand es bewundert, erzähle ich Olgas Geschichte weiter.
Für das Buffet fand ich eine Lösung. Doch meine Frage blieb unbeantwortet. Was passiert mit den großen und kleinen Erinnerungsstücken, wenn sie nicht mehr in unserem Umfeld sind? Vergessen wir die Geschichten, die mit ihnen verbunden sind? Um Antworten darauf zu finden, schrieb ich die Serie „Louisenstraße 13“.
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